Geschichten unserer Notfellchen
Noch immer leben viele Kaninchen nicht artgerecht!
Hier möchten wir ein wenig über unsere Notfellchen erzählen:
„Herr Sambuca“
Vor nicht ganz zwei Wochen ist Herr Sambuca, aus Buchtenhaltung zu uns gezogen. Er war voller Ohrmilben, Kokzidien, Hefen, hatte eine Tränensackentzündung und Hängehoden.
Er bezog also erstmal die Quarantäneabteilung!
Diese ist nicht besonders groß, aber immerhin dreimal so groß wie seine vorige Behausung😏
In der ersten Woche haben wir uns um seine Behandlung und Kastration gekümmert 👩🏻⚕️ In dieser Zeit war er wenig aktiv und saß meist nur im Stall.
Ab der zweiten Woche ging es ihm von Tag zu Tag deutlich besser 👍🏼🍀
Was ihn veranlasst hat seinen Stall jede Nacht etwas mehr umzuräumen 🙈
Er hat die vorgesehene Kloschale noch nie als Klo 🧻 genutzt, sondern nur zum knabbern von Stroh und Heu.
In der rechten Ecke, die durch ein kleines Brett abgeteilt ist, hatte ich ihm ursprünglich sein Futter 🥗 serviert.
Seine Vorstellung der Inneneinrichtung war eher anders! Er hat die Heuraufe umgekippt, ausgeräumt und sich dort ein Bett 🛏 eingerichtet, in dem er jetzt immer liegt. Nachdem er das Spielchen zwei Nächte hintereinander gemacht hat, bin ich seinem Wunsch nachgekommen und habe das Futter 🥗 auf der anderen Seite serviert und die Ecke mit Stroh ausgelegt 😉
Das findet er klasse 👍🏼
So niedlich dieses umdekorieren auch ist, so traurig ist es andererseits auch.
Was ich sehe ist folgendes: Er sucht sich einen Platz, der seiner ehemaligen Bucht von der Größe her ähnelt und richtet sich diesen ein 😔
Mag sein das ich zu viel hinein interpretiere, aber so erscheint es mir.
Andererseits zeigt mir seine Aktivitäten und sein Tatendrang, das er langsam fit ist für das Gehege 💪🏼 Es tut mir in der Seele weh ihn so eingesperrt zu sehen!
Aber nur noch zweimal schlafen 🛌, dann ist es soweit 🍀😇😅
Edit: Inzwischen ist die Quarantäne beendet und Herr Sambuca wagt seine ersten Schritte im Kaninchen-Clan.
Wie es zu erwarten war, nachdem er die ersten 10 Monate seines Lebens, in einer Bucht (ein Stall von 50x50cm), in Einzelhaft verbracht hat, fällt es ihm noch schwer sich in der Gruppe zurecht zu finden.
Hier die Geschichte seines ersten Tages in der Gruppe:
„Wild Hazel“
Wild Hazel ist ein Wildmix Kaninchen –
Ihr ganze Erscheinung steht für Stärke, Stolz, Willenskraft und Unbezähmbarkeit.
Ihre Mutter, eine Zwergwidder Häsin in der Farbe thüringer, ist aus dem Außengehege ausbüchst und kam trächtig zurück.
Die Familie war mit zwei Kaninchen mehr, darunter zwei Wildmixe, ein wenig überfordert.
Da Wildmixe als temperamentvoll und scheu gelten, sind sie sehr schwer zu vermitteln.
Wir haben viel Platz und legen keinen großen Wert darauf „Kuschelkaninchen“ zu haben,
somit ist unser Kaninchen-Clan die ideale Lösung für Wild Hazel.
Hier darf sie einfach nur Kaninchen sein!
Edit: Leider ist Wild Hazels Familie 4 Wochen nachdem sie bei uns eingezogen ist, an einer Kaninchenseuche (Myxomatose) gestorben. Ich darf gar nicht daran denken das sie das selbe Schicksal gehabt hätte, wenn sie nicht rechtzeitig zu uns gekommen wäre.
„Honey“
Die kleine Honey ist aus unserem Urlaub im schönen Kalletal mit zur uns ins Ruhrgebiet gezogen.
Sie saß ganz alleine in einem Gehege, weil ihr Mutter schon wieder einen neuen Wurf Babys hatte,
ihre Geschwister alle vermittelt waren und ihr Papa noch immer nicht kastriert.
Zwei Unfallwürfe hintereinander…
Die vorigen Halter von Honey bekamen eine freundliche Aufklärung und einen finanziellen Zuschuss zur Kastration des Rammlers von mir und Honey bekam ein Traumzuhause im Kaninchen-Clan 😉
„Ginger, alias Weihnachtsbraten“
„Altrammler zur Abgabe für Vergesellschaftung oder alleine. Nur noch bis zum 20.11. …“
So stand es in der Anzeige. Da liegt die Frage nahe: „Und was passiert nach dem 20.11.?“ Ein Anruf erklärte die Sache schnell: „er kommt als Weihnachtsbraten auf den Teller zusammen mit Gans und Ente“ Puh, das ist hart! Und da ich dabei so gar nicht zugucken kann durfte der kleine „Weihnachtsbraten“ zu uns reisen. Er wurde kastriert und darf bald sein Leben in netter Gesellschaft verbringen und nicht mehr einsam in Buchtenhaltung mit einem Ende als Mittagessen.
*Ginger (alias Weihnachtsbraten) ist inzwischen zu einer Freundin umgezogen bei der er in Innenhaltung leben kann. Dort fühlt er sich, gerade im Winter, viel wohler.
„Bounty“
Der kleine Bounty (ein Zwergteddy) gehörte ursprünglich zum Kaninchen-Clan. Ich habe ihn mit einer anderen Häsin zusammen, die nicht gruppenkompatibel war, vermittelt. Nach 8 Wochen bekam ich ihn als Notfellchen zurück, da die neuen Besitzer mit seiner Fellpflege überfordert waren. Dabei hält diese sich eigentlich in Grenzen. Ich habe ihn alle zwei Wochen mal gebürstet, das ist nun wirklich kein Aufwand.
Als er heute zu mir zurück kam war ich mehr als geschockt und hätte weinen können 😢
Er war total verfilzt und konnte sich selbst nicht mehr putzen und auch nicht mehr richtig bewegen. Er hatte einen regelrechten Filzpanzer am Körper, der es ihm nicht mehr ermöglichte sich frei zu bewegen oder sich hinreichend zu putzen. Das ist gerade im Sommer sehr gefährlich, da sich im verschmutzten Fell gerne Fliegenmaden einnisten, welche tödlich sein können für ein Kaninchen. Es ist also mehr als wahrscheinlich, und wurde auch von der Tierärztin bestätig, das er den Sommer in diesem Zustand nicht überlebt hätte. Er wurde von der Familie zumindest geimpft und tieräztlich behandelt, nachdem er von der Häsin gebissen wurde. Er kam also gesund zurück, aber sein Zustand war mehr als traurig.
Wir haben ihn komplett geschoren und nun kann er erstmal wieder bei uns ankommen. Ich habe ein paar Fotos für euch gemacht. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen 😥 Besonders hübsch ist es nicht geworden, aber ich wollte ihn erstmal von diesem Schildkrötenpanzer befreien!
Jetzt ist Bounty ist wieder zu Hause ❤️ Ich bin sehr froh das er wieder bei mir ist ❤️
Nach wenigen Tagen war er schon wieder ein richtiges Mitglied des Kaninchen-Clans. Und nach zwei Wochen merkte man ihm nicht mehr an das er jemals weg war.
3 Monate später erstrahlt Bounty wieder in seiner vollen Schönheit 🙂
*für Bounty war das Leben im Aussengehe sehr stressig, da er sehr dichtes Fell hat welches bei Nässe schnell verfilzt. Daher ist er in Innenhaltung umgezogen, wo seine Fellpflege viel einfacher und für ihn nicht so stressig ist.
* Bounty, Pancake & Ginger (Alisa Weihnachtsbraten) leben alle zusammen in einer Gruppe, bei einer Freundin
„Lady Biscuit“
Ihr bisheriges Leben (2-3 Jahre) lebte sie in einer Bucht und hat Babys bekommen. Ihr Körper war irgendwann so geschwächt das sie schlimm an Kokzidien und Hefen erkrankte und daher geschlachtet werden sollte! Ihr letzter Wurf sollte Schlangenfutter werden. Eine Behandlung war dem Züchter wohl zu teuer oder zu aufwändig.
Zum Glück wurde sie in letzter Sekunde gerettet und durfte mit ihren Babys in eine Pflegestelle, wo sie medizinisch versorgt wurde. Nachdem ihre Jungen alt genug waren für ein endgültiges Zuhause, durfte Bisquit bei uns einziehen.
Ich muss ehrlich zugeben das ich noch nie ein so zutrauliches und herzliches Kaninchen erlebt habe wie sie.
Bereits am zweiten Tag hatte sie so viel Vertrauen zu mir das sie jedesmal wenn ich das Zimmer betrat (in dem sie ihre Quarantänezeit verbracht hat) und mich zu ihr hockte, Freudenkreise um mich drehte. Sie umrundete mich meist 5-6 mal, hockte sich dann vor mich und ließ sich streicheln. Danach legte sie sich zu mir! Anfangs in einem halben Meter Abstand, am dritten Tag direkt neben mich, mit Körperkontakt. So viel Dankbarkeit, Wärme und Zuneigung hat mich einfach umgehauen! Ich zeige Euch hier mal ein paar Eindrücke ihrer ersten Tage bei uns:
Hier habe ich noch ein tolles Video von den schönsten Momenten in den ersten Tagen bei uns:
Süss ist auch die erste Fütterung mit Wiese:
Ernährung während der Eingewöhnung:
Von der Pflegestelle weiss ich das Biskuit Probleme mit Frischfutter hat. Außerdem wurde sie ja vor kurzem erst gegen Kokzidien und Hefen behandelt. Das bedeutet das wir mit der Fütterung vorsichtig sein mussten.
Dazu kommt noch das sie ziemlich dünn war, durch die kräftezehrende Säugezeit.
Die ersten Tage hat sie gefuttert wie ein Scheunendrescher! Da ich aber mit Frischfutter vorsichtig sein musste, habe ich ihr keine großen Mengen gegeben, sondern mehrmals täglich kleinere Portionen Möhrengrün, Petersilie, Dill und Wiese mit viel Spitzwegerich und Löwenzahn. Sie hat jedesmal nur eine Sorte bekommen, damit ich direkt sehen konnte falls sie etwas nicht verträgt. Zum Glück hat sie alles gut vertragen und hat keinen Durchfall bekommen, somit konnte ich die Frischfutter Portionen langsam steigern. Ein Dilemma war das sie auf der einen Seite zunehmen sollte, ich ihr aber auf der anderen Seite kein Grünfutter in rauen Mengen zur Verfügung stellen konnte. Also hat sie dazu viel gutes Kräuterheu bekommen und eine doppelte Portion Wiesenknopf Trockenfutter, welches ich immer mit verschiedenen Kräutern mische (siehe auch Wissenswertes/Ernährung)
Außerdem hat sie eine Mischung aus Saaten (Großsittichfutter) und feinen Haferflocken bekommen. Echte Dickmacher, aber während und kurz nach der Stillzeit absolut ok um den Kalorienhaushalt wieder auf Kurs zu bekommen.
Nachdem sie sich die ersten Tage wie eine Verhungernde auf alles Essbares gestürzt hat, hat sich ihr Futterverhalten nach 4 Tagen deutlich verbessert. Sie fing an normal zu fressen und nicht zu schlingen… Außerdem konnte ich nach den ersten 4 Tagen nicht mehr jeden Knochen einzeln spüren. Nachdem sie alles Grüne gut vertragen hat, habe ich langsam auch mit kleinen Mengen Kohl (Kohlrabiblätter, Wirsing, …) gestartet. Bis zur VG sollte sie ja alle Gemüsesorten, die ich normalerweise füttere, kennen und vertragen.
Unterkunft während der Quarantänezeit
Für die Quarantänezeit habe ich einen handelsüblichen Kleintierkäfig, der während der kurzen Zeit im Zimmer meiner Tochter steht. Der Käfig ist natürlich die ganze Zeit offen und davor liegt eine Decke, damit das Kaninchen es sich gemütlich machen kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, das die Kaninchen viel lieber vor dem Käfig liegen, als darin. Perfekt ausgerüstet für Innenhaltung bin ich leider nicht, aber für 1-2 Wochen kann man auch mal improvisieren 😉
Gesundheitliche Maßnahmen vor der Zusammenführung mit der Gruppe
- 1-2 Wochen Quarantänezeit (je nach Gesundheitszustand)
- allgemeine Tierärztliche Untersuchung, inkl. Zahnkontrolle
- ggf. Krallen schneiden
- Kotprobe abgeben und untersuchen lassen (eventuelle Maßnahmen wie Wurmkur, ect. durchführen)
- Impfstatus anhand des Impfausweises (oder Züchternachweis) prüfen, ggf. gegen RHD1 & 2 sowie Myxomathose impfen
Nun folgte die Integration in den Kaninchen-Clan:
Lady Biskuit war anfangs sehr schüchtern und wusste kaum wie sie sich verhalten sollte. Anscheinend waren ihre viele Kommunikationsvarianten aus der Gruppenhaltung unbekannt. Sie brauchte also etwas mehr Zeit um sich in die Gruppe einzugewöhnen.
Anfangs hat sie noch alleine gefressen und ist vor jedem Kaninchen davon gelaufen. Als sie sich nach ca. 1 Woche das erste mal putzen ließ hatte ich Schmetterlinge im Bauch vor Glück.
Inzwischen (nach ca. 4 Wochen) ist sie voll integriert, wenn auch nach wie vor schüchtern anderen Kaninchen gegenüber.
6 Wochen nach der VG traut Lady Biskuit sich endlich ins Kaninchen-Clan Haus🐇
Nach jahrelanger Buchtenhaltung fällt es ihr immer noch schwer in Kontakt mit anderen Kaninchen zu treten. Es gibt gute Tage an denen man ihr kaum anmerkt das sie sehr schüchtern ist und dann wieder Tage an denen sie Rückschritte macht und sie sich mehr auf Menschen konzentriert.
Wenn ich sie so, wie hier sehe…ganz entspannt mit Macchiato, freue ich mich sehr für sie und bin froh das sie ihrem Schicksal entgehen konnte
Happy End….
Fortsetzung Lady Biscuit:
Was wie ein Happy End aussah, war leider keins… 🙁
Nach wenigen Wochen im Kaninchen-Garten bekam die hübsche Lady schwere Entzündungen an den Füßen. Ein Röntgenbild ergab das sie eine systemische Erkrankung der Füße hat, ausgelöst durch die jahrelange Buchtenhaltung und den damit verbundenen Bewegungsmangel.
Ihr Füße waren die Bewegung nicht gewohnt und die Gelenke an allen vier Füßen entzündeten sich. Die Entzündung trat nach einiger Zeit nach außen und sie bekam wunde Läufe und geschwollene Zehen. Mittlerweile weiß ich das dieses Schicksal bei Tieren, die aus enger Haltung kommen, leider keine Seltenheit ist. Die Prognose ist nicht gut und die Behandlung langwierig und schwierig, falls sie überhaupt Erfolg hat.
Der anfängliche Gedanke des Tierarztes, die äußeren entzündeten Zehen zu amputieren, wurde schnell zerschlagen als ein Kaninchen-Spezialist hinzugezogen wurde und sagte: „da wüsste man nicht wo man anfangen und wo man aufhören sollte zu amputieren“. Leider keine guten Aussichten… er verordnete Zithromax als Antibiotikum über mindestens 3 Wochen und Metacam gegen die Schmerzen und gegen die Entzündung.
Da ich fest entschlossen war sie zu retten und die reine Antibiotikagabe nicht ausreichend erfolgversprechend war, habe ich nach vielen Recherchen einen Behandlungplan für Lady Biscuit entwickelt:
Zunächst hat sie ein eigenes kleines Außengehege bekommen, damit sie ihre Ruhe hat und nicht so viel läuft. Als Gesellschaft hat sie zwei weitere kleine Notfellchen dazu bekommen, die mit 9 Wochen zu uns gekommen sind und noch zu jung für die Gruppe waren. Mit Nutella und Darjeeling zusammen fühlte sich sich wohl und sicher! Als ehemalige Zuchthäsin war mit den Jungtieren als Gesellschaft genau in ihrem Element.
Die drei haben einen eigenen, kleinen Stall bekommen, den ich mit Safe-Bed (Zellulose-Streifen-Einstreu) ausgelegt habe, das ist schön weich und schont die Füße.
Dadurch das Lady Biscuit keine Pododermatitis im Klassen Sinn hatte, also von Außen durch falschen Untergrund ausgelöst, sondern durch die Gelenkentzündung im inneren des Fußes, war die Behandlung entsprechend erschwert. Eine rein äußerliche Behandlung mit Salben ect. wäre nicht ausreichend gewesen. Wir mussten ans Innere der Füße und an die entzündeten Gelenke herankommen. Ich entschied mich für eine 10-tägige Traumeel-Zeel-Kur. Bei dieser Kur wird ein über den anderen Tag einmal Traumeel und dann Zeel gespritzt. Es hilft gegen die Entzündung, baut Knorpelgewebe wieder auf regeneriert die Gelenke. Traumeel, Zeel und Injektionsspritzen bekommt man in der Apotheke.
Es ist wichtig beide Mittel langsam zu spritzen, da es sonst Schmerzen verursacht. Nach dem Spritzen bilden sich evtl. kleine Beule an der Injektionsstelle, die aber nach einigen Minuten wieder abschwellen. Dieses Verfahren nennt man Quaddeln.
Die Hälfte der Ampulle habe ich in den rechten Oberschenkel, die andere Hälfte in den linken Oberschenkel injiziert. So ist das Mittel näher an der Stelle an der es helfen soll.
Unterstützend habe ich ihr täglich eine Dosis RodiCare Artrin gegeben, welches speziell für die Regeneration von Gelenken entwickelt ist.
Darüber hinaus wollte ich auch die äußere Heilung der Füße unterstützen:
Zusätzlich hat sie jeden Abend ein lauwarmes, 10-minütiges Fußbad in Kernseife bekommen. Dazu habe ich einfach 3l warmes Wasser mit etwas geraspelter Kernseife in eine Transportbox gefüllt und habe sie dort hinein gesetzt.
Kernseife ist ein altes und bewährtes Hausmittel das z. B. auch bei Nagelbettentzündungen eingesetzt wird, da sie antiseptisch wirkt, ph-neutral und alkalisch ist. Dadurch erschafft sie in der Haut ein Klima das für Bakterien unbequem ist und somit gegen Entzündungen wirkt.
Bei akuten Vereiterungen lässt sich der Eiter teilweise auch vorsichtig raus drücken, nachdem ein Fußbad in Kernseife gemacht wurde. Dies sollte aber sehr vorsichtig durchgeführt werden und die Wunde danach nochmal desinfiziert werden.
Nachdem ich ihre Füße abgetrocknet hatte, habe ich ihr einen Salbenverband gemacht. Jeweils zwei Tage mit Manukahonigsalbe und einen Tag mit Bepanthensalbe, immer im Wechsel. Der Manukahonig wirkt wie ein natürliches Antibiotikum gegen die Entzündung und fördert die Heilung. Die Bepanthen unterstützt die Hautgeneration und weicht die Haut etwas auf und hält sie geschmeidig. Einmal die Woche habe ich Zinksalbe für den Verband verwendet, das zieht die Entzündung aus dem Gewebe, erschien mir aber für eine häufigere Behandlung nicht optimal, da die Zinksalbe die Haut auch austrocknet.
Den Salbenverband habe ich jeweils über Nacht an ihren Füßen gelassen, morgens entfernt und die Füße mit kolloidalen Silberspray eingesprüht. Es wirkt homöopathisch gegen die Entzündung und hilf der der Haut zu heilen. Ein wahres Wundermittel, das auch in der humanen Pflege häufig eingesetzt wird.
Für die Pflege und Reinigung zwischendurch empfiehlt sich ein Pfotenspray, das reinigt, schützt und gegen Pododermatitis wirkt. Dieses kann zwischendurch immer mal wieder auf die Pfoten gesprüht werden.
Für den Salbenverband eigenen sich am Besten Kompressen (zur Polsterung und Aufnahme der Salbe), sowie selbstklebende Verbände für Tiere.
Auf dem Röntgenbild sahen die Füße dann so aus: man sieht deutlich die geschwollenen Gelenke und Zehen
Am Anfang der zweiten Wochen waren die Schwellungen deutlich zurück gegangen und die Schmerzen hatten soweit nachgelassen das die liebe Lady Biscuit auch mal wieder entspannt im Gehege gelegen hat. Zuvor hat sie nur noch im Stall gelegen und wusste vor Schmerzen wahrscheinlich gar nicht mehr wohin mit sich…
Ich habe mich so gefreut sie mal wieder entspannt liegen zu sehen 🙂
Wichtig für die Genesung ist natürlich auch eine ausgewogene Ernährung.
Das Immunsystem lässt sich durch Futter und Futterzusätze auch positiv beeinflussen. Zum Beispiel durch Spitzwegerich von der Wiese (entzündungshemmend), genauso wie Brombeerblätter, Holunderblätter & Ringelblumenblüten. Ein wahrer Allrounder aus der Gemüsetheke ist Ingwer, der in kleinen Mengen, z. B. mit Banane gemischt gefüttert werden kann.
Ingwer wirkt gegen Infektionen, Entzündungen, unterstützt die Verdauung und vieles mehr….
Da Antibiotika bei Kaninchen unheimlich schnell auf den Magen-Darm-Trakt schlagen, besonders bei langfristigen Anwendungen, bekam sie eine Messerspitze Sobamin Pulver unter die Medizin gemischt. Sobamin wirkt aktiv auf die Verdauung, schützt die Darmflora und unterstützt eine gesunde Verdauung.
Nach den ersten vier Wochen intensiver Behandlung konnten wir endlich Erfolge verbuchen! Von anfänglich 4 entzündeten Füßen, war nur noch eine Pfote entzündet. Und meine Hoffnung sie retten zu können wurde langsam realistisch!
Zum Wohlfühlen und um die geschundenen Pfoten zu schonen bekam die süße Lady zwei outdoor geeignete Hundematratzen ins Gehege. Sie war so glücklich darüber das sie von nun an immer entspannt draußen lag und sich nicht mehr im Stall verstecken musste. Und sie begann endlich wieder zu hoppeln und sich zu bewegen!
Manchmal war sie von der täglichen Behandlung so genervt das sie direkt nachdem ich sie runter gelassen hatte, immer wieder zu mir zurück kam, nachdem sie sich ordentlich geschüttelt hatte, und mich in den Oberschenkel gezwickt hat. So als wollte sie zu mir sagen: „Das war echt unangenehm und nicht in Ordnung! Das machst Du bitte nicht noch einmal mit mir!“ Als wollte sie mich erziehen 😀
Nach 7 Wochen Behandlung durften wir auch das Antibiotikum endlich absetzen und die Behandlung beschränkte sich nur noch auf zwei mal täglich die Füße mit kollodialem Silberwasser einzusprühen und einem entsprechenden speziell für sie angemischten Futter mit vielen Kräutern und Zusatzstoffen für die Gelenke (die Zusammensetzung findet ihr unter Gesundheit -> Pododermatitis).
Wunderschön ist das ist das die hübsche Lady in all der schwierigen Zeit, während der schmerzhaften und unangenehmen Behandlung, ihre Zutrauchlichkeit und ihr Vertrauen zu mir nicht eingebüsst hat. Sie legt sich immer noch zu mir wenn ich bei ihr bin!
Insgesamt hat die Genesung von Lady Biskuit über ein Jahr gedauert…. aber nun führt sie ein sehr glückliches Leben im Kaninchen-Clan 🙂
Mehr zu Pododermatitis und der Behandlung findet ihr unter Gesundheit -> Pododermatitis
„Jelly Bean“
Ich habe lange überlegt ob ich die Geschichte von Jelly Bean erzählen soll… denn sie hat kein Happy End.
Aber ich finde Jelly Bean hat verdient das ihre Geschichte erzählt wird.
Und für alle die ein Notfellchen aus schlechter Haltung aufnehmen ist es auch wichtig zu wissen, das es leider nicht immer ein Happy End gibt.
Jelly Bean wurde als junges Kaninchen gefunden…
das hätte eigentlich ihr Glück sein sollen. Leider landete sie ganz alleine in einem Käfig (80cm x 40cm).
Ihr Auslauf bestand die folgenden 4 Jahre darin von einem Kind herumgetragen zu werden. Aber die meiste Zeit verbrachte sie in ihrem Käfig.
Gefüttert wurde Trockenfutter, altes Brot und wenig Salat.
Wenn sie aus dem Käfig genommen wurde zappelte und knurrte sie, bis sie dann irgendwann still hielt…
Ihr Leben erschien mir so traurig und trist das ich mich entschloss ihr ein besseres Kaninchen-Leben anzubieten.
Ihre Besitzerin ließ sich darauf ein sie zu mir zu bringen, da das Kind inzwischen eh das Interesse an ihr verloren hatte.
Sie kam erstmal in meinen Quarantäne-Käfig.
Sobald ich sie anfassen wollte fing sie an zu knurren und geriet in Panik. Außerdem hat sie sofort Durchfall und Blähungen bekommen wenn man sie hochnehmen musste, z.B. um Medikamente zu verabreichen.
Ich habe sie die ersten Tage erstmal gegen Würmer und Kokzidien gekurt und ihre Krallen geschnitten, die unheimlich lang und gebogen waren.
Somit konnte sie erstmals wieder richtig laufen und sich putzen.
Nach wenigen Tagen durfte ich sie streicheln 🙂
Als nächstes stand der Tierarztbesuch auf dem Plan zur allgemeinen Untersuchung und Impfung. Sie bekam eine Impfung mit Filavac, damit sie gegen RHD1 & RHD2 geschützt ist. Außerdem habe ich eine Kotprobe mitgenommen um diese untersuchen zu lassen. Auffällig war das sie winzig kleine Köttel gemacht hat (sogenannte Hungerköttel), lt. Vorbesitzerin war das schon immer so.
Die Diagnose der Tierärztin war folgende:
- leichtes Übergewicht
- eine chronische Darmveränderung durch jahrelange falsche Ernährung (daher die kleinen Köttel)
- zu lange Zähne, aber noch nicht behandlungsbedürftig – o-Ton TA: solange sie frisst „never change a running system“
- Knoten am Darm – sollte weiter beobachtet werden
- Abstrich vom Kot ergab leichte Hefen – aber auch keine Behandlung nötig. Das würde sich selbst Regulierung durch richtige Ernährung
- ansonsten in Ordnung und VG-tauglich, wenn die Kotprobe ok sein würde (was sie war)
In der Zwischenzeit habe ich sie langsam an verschiedenes Grünfutter und Wiese gewöhnt. Sie hat nicht alles angenommen, weil sie so vieles nicht kannte. Aber sie mochte Wiese, Löwenzahn, verschiedene Salate…
Nachdem ich das OK vom Tierarzt hatte folgte die geplante VG mit der Gruppe. Bisher hatte sie ja noch nie Kontakt zu Artgenossen. Ich wusste nicht wie sie reagieren würde wenn sie auf andere Kaninchen trifft. Ich habe sie mit der Käfigschale, an die sie sich inzwischen gewöhnt hatte zur Gruppe gebracht. Sie verbrachte die erste Zeit dort bis sie sich traute den Garten etwas zu erkunden. Die Gruppe war ausgesprochen freundlich zu ihr und hat sie weitestgehend ignoriert. Manchmal hat sich vorsichtig ein Kaninchen in gebührendem Abstand neben sie gesetzt, aber sie wurde nicht wirklich gejagt (da war ich andere VGs gewöhnt).
Macchiato hat sich häufig in gebührendem Abstand neben sie gesetzt. Er hat sie nie bedrängt sondern ihr ihre Zeit gelassen… Ein Verhalten das ich bis dato nicht kannte von Kaninchen.
Auch die anderen Kaninchen-Clan Mitglieder waren erstaunlich freundlich zu ihr und haben sie weder bedrängt noch gejagt.
Bei ihrem ersten richtigen Kontakt mit einem Kaninchen (hier Karamell) war sie stocksteif vor Angst, während Karamell (selbst erst 3 Monate alt) in aller Seelenruhe neben ihr gefuttert hat. Also habe ich sie die erste Zeit noch separat gefüttert, was sie dankbar angenommen hat.
Nach kurzer Zeit hatte sie sich ihren Lieblingsplatz ganz oben auf dem Hügel gesichert und wurde immer entspannter. Sie tolerierte sogar Gesellschaft in weniger als 1 Meter Abstand und fraß auch wenn noch ein Kaninchen anwesend war.
Kurze Zeit später und noch keine Woche nach der VG mit der Gruppe baute sie ganz plötzlich ab. Nachmittags hat sie noch gefressen und war guter Dinge, abends wollte sie nicht mehr fressen, war apathisch und bewegte sich nicht mehr. Als ich sie hochgenommen habe, um sie ins Haus zu bringen rührte sie sich nicht und ließ alles mit sich machen. Ich verabreichte ihr Notfallmedikament (SabSimplex, RodiCare Akut und Metacam). Dann brachte ich sie ins Zimmer auf ihre Decke, wo sie auch die Quarantäne-Zeit verbracht hat und verdunkelte das Zimmer um Stress zu vermeiden. Zudem legte ich ein leichtes Wärmekissen unter den Bauch, da sie sehr kalt war. Sie robbte sich mit letzter Kraft in ihr Häuschen, wobei sie nur ihre Hinterbeine benutze. Die Vorderbeine bewegte sie gar nicht mehr. Ich ging von Stress-Symptomen aus und wollte die nächsten Stunden jeden Stress für sie vermeiden.
Leider waren alle meine Bemühungen zu spät… wenige Stunden später war sie tot.
Ich habe mir furchtbare Vorwürfe gemacht und habe alle meine Schritte mindestens 100 mal durchdacht… ich konnte keinen Fehler finden. Inzwischen weiss ich von mehreren Geschichten die ähnlich verlaufen sind. Sobald sich die Lebenssituation eines Tieres, das jahrelang gelitten hat, verbessert kann es in einigen Fällen passieren das das Tierchen einfach aufgibt. Als würde die ganze Anspannung von Jahren losgelassen und der Körper schläft einfach ein.
Möglicherweise hätte sie in ihrem Käfig noch einige Zeit überlebt… aber es wäre nur ein Überleben, kein Leben gewesen.
Ihre Geschichte ist sehr traurig und ich hätte mir so sehr gewünscht das sie mit den anderen Kaninchen glücklich und zufrieden durch den Garten gehoppelt wäre. Leider sollte es für sie nicht so sein…