Müssen Neuzugänge in Quarantäne?

Bekommt man ein neues Kaninchen ist das immer eine aufregende und spannende Geschichte! Und man möchte dem Tier alles bieten!

ABER: Neuzugänge sollten zunächst in Quarantäne, bevor sie in die Gruppe zu den anderen Kaninchen dürfen!

Dies dient in erster Linie dem Schutz der Gruppe! Denn bringt das Tier Krankheiten mit, bringt das alle Tiere in Gefahr. Wie lang die Quarantäne genau sein sollte, lässt sich nicht pauschal sagen. Ich denke dies kann man flexibel und individuell behandeln. Je nach Sachlage sind 2-14 Tage durchaus angemessen.

Ausschlaggebende Kriterien für mich sind z. B. die Herkunft des Tieres, der Impfstatus und die vorigen Lebensumstände.

Tiere als Notfall aus weitgehend unbekannter Herkunft kommen, sollten auf jeden Fall 1-2 Wochen in Quarantäne. In dieser Zeit sollte:

-standardmässig eine Kotprobe auf Parasiten untersucht werden
-und das Tier einer allgemeinen Untersuchung unterzogen werden
-das Kaninchen geimpft werden, wenn dies nicht schon beim Vorbesitzer geschehen ist oder der Impfstatus unbekannt ist

Die Inkubationszeit von RHD/RHD2 liegt bei ca. 1-3 Tagen, die von Myxomatose bei ca. 3-10 Tagen.
Impfungen gegen die o. g. Krankheiten sind in der Regel nach 7 Tagen wirksam.

Bei umgeimpften Tieren sollte man diese Zeit auf jeden Fall abwarten und zur Sicherheit noch 2 Tage dran hängen.
Geimpfte Kaninchen dürfen nach negativer Kotprobe nach 3 Tagen in die Gruppe.

Bekommt man einen unkastrierten Rammler, muss dieser natürlich kastriert werden. Nach der Kastration sollte man 7-10 Tage warten bevor er in die Gruppe darf. Die Operationsnaht sollte ziemlich verheilt sein.

Ist das Tier weder geimpft, noch kastriert geht man in dieser Reihenfolge vor: 1. Impfung, 2. Kastration

Untersuchung Kaninchen
Eingangsuntersuchung

Quarantäne anhand eines Beispiels

Tag 0 – wir bekommen einen 10 Monate alten, unkastrierten, geimpften Rammler
– die erste oberflächliche Eingangsuntersuchung findet am selben Tag statt
– Diagnose: Ohrräude (Ohrmilben), Augenentzündung
– Behandlung: als erstes bekommt er ein Ivermectin Spot-on gegen die Milben

Tag 1 – die Ohren werden kontrolliert und gereinigt
– Verkrustungen werden soweit wie möglich entfernt
– eine Kotuntersuchung wird gemacht
– Diagnose: Kokziden und Hefen
– Behandlung: mit Baycox und Nystatin (mehr dazu unter Kokzidien!)

Tag 2 – Untersuchung des Auges beim Tierarzt
– Behandlung: Antibiotische Augentropfen, später Euphrasia Tropfen

Tag 5 – Kastration

Tag 14 – Integration in die Gruppe, nachdem alle Erkrankungen erfolgreich behandelt wurden und die OP-Naht verheilt ist

Quarantänestation

Die Quarantänestation

Als Quarantänestation bietet sich ein Stall oder im Notfall ein großer Kleintierkäfig an. Hat man ausreichend Platz kann man natürlich auch einen kleinen Stall mit Auslauf anbieten. Sinnvoll ist es den Platz zunächst zu begrenzen. Das hat den Hintergrund das man bei einem Befalls von Kokzidien, Würmern oder Milben alles gut reinigen und sauber halten muss.
Hygiene ist in so einem Fall ausschlaggebend für den Erfolg der Behandlung! Also darf die Einrichtung und das Platzangebot zunächst etwas spärlich ausfallen, Hauptsache gut zu reinigen und sauber zu halten.
Stellt sich zum Beispiel, wie in unserem Falle, ein Befall mit Kokzidien heraus, muss der Stall und die Umgebung des Kaninchens täglich gereinigt werden und mehrmals in der Woche desinfiziert werden. Diesen Aufwand sollte man nicht unterschätzen. Im Falle eines Falles ist man so mit einer eventuelle notwendigen Behandlung schneller durch und das Tier schneller gesund!

Dann werden sie uns die kurze Zeit in Quarantäne sicherlich schnell vergeben!

 

Ausnahmen

In Einzelfällen habe ich auch schon auf eine Quarantäne verzichtet.
In diesem Fall war es z. B. so das der Partner des Tieres verstorben war und es alleine lebte. Ich bat die Besitzerin das Tier noch ein paar Tage bei sich zu behalten und eine Kotprobe untersuchen zu lassen. Somit konnte das Kaninchen die Quarantäne im eigenen (vorherigen) Zuhause absitzen und konnte danach direkt erfolgreich in die Gruppe integriert werden.

Ein weiterer Fall für eine Ausnahme ist wenn ich genau weiss aus welchem Bestand das Tier kommt ich mir ganz sicher bin das es dort geimpft und regelmässig untersucht wird.