Kokzidien

Kokzidien unter dem Mikroskop mit 40facher Vergrößerung
Kokzidien unter dem Mikroskop mit 40facher Vergrößerung

Kokzidien sind parasitäre Einzeller die meist im Darm leben, selten auch als Leberkokzidiose.
Beim Kaninchen sind 13 verschiedene Kokzidienarten bekannt.

Symptome

Zu den Symptomen gehören Matschkot, Durchfall, häufig liegen gebliebener Blinddarmkot, Abmagerung, häufige Aufgasungen und allgemeine Verdauungsprobleme.
Kokzidien sind nicht ungefährlich! Gerade bei Jungtieren können sie schnell zum Tod führen. Aber auch erwachsene Tiere können durch Kokzidien erheblich geschwächt werden, was unter Umständen lebensbedrohlich werden kann.

Eschenbach Mikroskop mit 4x, 10x und 40x facher Vergrößerung

Manchmal haben die Kaninchen schon lange Zeit unbemerkt Kokzidien, welche durch das Immunsystem in Schach gehalten werden. Bei Stress (z. B. durch eine Vergesellschaftung), falscher Ernährung, Infekten, Operationen etc. können diese sich, durch das geschwächtes Immunsystem, explosionsartig vermehren. Bei Durchfall oder Matschkot sollte also als erstes eine Kotprobe untersucht werden.

Kotuntersuchung Flotationsverfahren
Kotuntersung im Flotationsverfahren

 

Häufig geht ein Befall mit Kokzidien einher mit Hefepilzen im Darm.

Hefepilz Kotprobe Kaninchen
Hefepilz in einer Kotprobe unter 40facher Vergrößerung

Wobei die Hefen hier ein Nebensymptom der Kokzidien sind. Behandelt man die Kokzidien, verschwinden die Hefen von alleine.

Behandlung

Die Behandlung von Kokzidien gehört in die Hände eines erfahrenen Tierarztes. Dieser wird 5%iges Baycox verschreiben. Bitte unbedingt darauf achten das es das 5%ige (milchige) ist und nicht das 2,5%ige (klare), welches für Kaninchen ungeeignet ist, da es ätzend in der Speiseröhre wirkt.

Das Baycox wird mit 0,2ml pro kg Körpergewicht des Kaninchens dosiert. Die mittlerweile gängige Methode zur Verabreichung ist 2-5-2, d. h. 2 Tage geben, 5 Tage Pause, 2 Tage geben.

Unterstützen kann man die Behandlung durch Oregano-Öl im Trinkwasser, dies kann auch dauerhaft prophylaktisch gegeben werden. Gut unterstützend wirkt auch Knoblizem, welches die Darmflora günstig beeinflusst und für die Kokzidien „ungemütlich“ macht. Ich empfehle ca. 1 Teelöffel pro Tag, pro Kaninchen zu füttern. Die Kaninchen lieben es fast alle und nehmen es auch gerne als kleine Leckerei.

 

Vorbeugung

Knoblizem kann man auch sehr gut vorbeugend geben. Ich empfehle auch hier eine Menge von ca. 1 TL pro Kaninchen, pro Tag über einen Zeitraum von 3 Wochen. Danach sollte eine Pause von 2-3 Monaten eingelegt werden, bevor man mit der nächsten 3 wöchigen Kur startet. Denn wir wollen ja nicht das die Kokzidien eine Resistenz entwickeln.

Bewährt hat sich auch Oregano-Öl im Trinkwasser, welches dauerhaft gegeben werden kann. Natürlich kann man auch hier Pausen machen und phasenweise auch mal reines Wasser anbieten. Erfahrungsgemäß nehmen die Kaninchen das Wasser mit Oregano-Öl aber sehr gerne an. Ein weiterer Vorteil ist das das Wasser so länger frisch und klar bleibt.
Bitte kein ätherisches Oregano-Öl verwenden, sondern nur für Kleintiere geeignetes Öl!

Reinigung des Geheges und der Umgebung

Während der Behandlung werden die Ställe gründlich gereinigt und desinfiziert. Kokzidien und Oozysten (ihre Larven) sterben am besten bei hohen Temperaturen ab, gegen die gängigen Desinfektionsmittel sind sie leider meist resistent. Im Innengehege kann man z.B. alles heiss abwaschen oder mit dem Dampfreiniger bearbeiten.
Im Außengehege flämmt man Ställe, Möbel und Steinplatten am besten mit einem Unkrautvernichter ab. Kleine Einrichtungsgegenstände können im Backofen desinsfiziert werden. Näpfe und Tränken reinigt man mit heißem Wasser oder in der Spülmaschine.
Alle Flächen müssen auf mindestens 60 Grad erhitzt werden, damit die Parasiten absterben.

Unter Umständen ist es hier einfacher die Kaninchen für die Dauer der Behandlung auf einem kleineren Terrain zu halten, welches man leicht sauber halten kann.

Bei konsequenter Behandlung und häufiger Reinigung der Umgebung ist es durchaus möglich die Parasiten relativ schnell loszuwerden.

 

Zusammenfassung der Behandlung anhand eines Beispiels:

Kokzidien
– das Armageddon jedes Kaninchen-Halters 😱 und oft in Zusammenhang mit Hefen 🤢
Mit ein bisschen Unterstützung und ein paar Maßnahmen bekommt man es aber gut in den Griff 👍🏼
Weil ich selbst die Kotproben 💩 untersuche, hatte ich die Möglichkeit den Verlauf gut zu überwachen!
Ich habe euch mal ein paar Stichpunkte zusammengefasst:
Tag 0: Kotprobe – Kokzidien & Hefen (stark stinkender und weicher Kot)
Tag 1 & 2: Baycox (1x täglich 0,2ml pro kg Körpergewicht)
Tag 4: Kotprobe – wenige Kokzidien, Hefen noch vorhanden
Desinfektion des Stalls mit dem Dampfreiniger
(Tag 1-5: wenig Appetit)
Tag 5: hatten wir Kastration (ein potenzielles Risiko für die Explosion von Kokzidien, durch Stress und Schwäche)
Tag 6: Kotprobe – keine Kokzidien, wenig Hefen, sehr guter Appetit
Tag 7: Kot ist normal und riecht nicht mehr
Tag 8 & 9: Baycox, der gute Appetit bleibt!
Tag 10: Kotprobe – komplett ohne Befund! Keine Kokzidien, keine Hefen, gute körperliche Verfassung👍🏼🍀
Zusätzliche tägliche Maßnahmen:
– 1 Messerspitze RodiCare Nystatin und
– 1 Teelöffel Knoblizem ins Futter
– Oreganoöl ins Trinkwasser
– Trinkwasser mit EM (effektive Mikroorganismen) versetzen
– Stall reinigen (Kot entfernen und Flächen nass abwischen)
– Ernährung: Verzicht auf auf Wurzelgemüse & Obst (kein Zucker), dafür viel Kräuter (Dill, Basilikum, Petersilie), Fenchel, Sellerie, Salat und anderes Blättriges
Von Vorteil war natürlich die kleine Fläche des Quarantäne Stalls, die leicht sauber zu halten und schnell zu reinigen war.
Nystatin wirkt gegen die Hefen.
Knoblizem unterstützt, durch Knoblauch und Kräuter, die Abwehr von Darmparasiten.
Oreganoöl beugt Kokzidien vor.
EM (effektive Mikroorganismen) helfen dem Darm, eine gesunde Flora aufzubauen und stärken somit die Abwehrkräfte des Darms. Sie sollten über 1-3 Monate täglich gegeben werden, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.
Für Herrn Sambuca gehören die Kokzidien nun der Vergangenheit an 😅👍🏼🍀

 

Solltet Ihr einen Verdacht auf Kokzidien bei Eurem Kaninchen haben, lasst unbedingt eine Kotprobe untersuchen. Es empfiehlt sich 1-2 mal im Jahr eine Kotuntersuchung machen zu lassen.

Gerne helfe ich Euch bei der Untersuchung, wenn Ihr mir eine Kotprobe einschickt.
Meldet Euch dafür einfach per eMail bei mir: saskia@kaninchen-clan.de